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Fünf Tage rauf, zwei Tage runter – so ein almost 6.000er geht doch als unerfahrener Bergsteiger, geschweige denn Freizeitwanderer, leicht. Denkste! Und dachten auch wir.

Wenn schon in Afrika, dann müssen wir auch auf den Kilimanjaro hinauf…. Und folgender Spruch gewinnt Tag für Tag an Bedeutung: „Das Leben besteht nicht aus Momenten in denen man atmet, sondern aus jenen die dir den Atem nehmen.“

 

Die ersten vier Tage marschieren wir auf schön ausgelegten Wanderwegen die uns kaum herausfordern aber definitiv beeindrucken: Wir starten im dicht bewachsenen und von Affen regierten Regenwald. Danach wird die Vegetation von Tag zu Tag weniger bis wir uns auf 4.700 Höhenmetern in karger, steiniger und wüstenähnlicher Landschaft befinden. Vor dem Gipfelsturm dürfen wir uns nochmals bis elf Uhr Nachts niederlegen - doch schlafen ist gleich Fehlanzeige! Im 16-Mann Schlaflager mit zu wenig Luft in den Lungen und Aufregung hoch tausend wird kein Auge zu gemacht und sich für fünf Stunden nur auf die Atmung und geistige Besinnung konzentriert.

 

Dann ist es soweit: wir bekommen noch ein Kekserlfrühstück und Tee um anschließend mit Softshellhose, Winterjacke, Skiunterwäsche und doppelt Handschuhe bepackt, hochmotiviert die steile Schotterpiste hoch zu marschieren. In Ein-Mann-Reihe und Trauermarschtempo konzentriert sich jeder ausschließlich auf den Lichtkegel der eigenen Stirnlampe, eine gleichmäßige Atmung und dass der Kopf nicht vor Schmerzen explodiert.

 

Nachdem sich die Ersten auf 5.300 Höhenmeter schon übergeben haben, denke ich noch immer, dass das eigentlich gut zu schaffen ist und habe fast Tränen in den Augen als wir bei Sonnenaufgang, begleitet vom afrikanischen Gesang der Guides, den Gillmanspoint (erster Gipfel, ca. 5.700 Höhenmeter) erreichen. Foto und weiter geht es! Die meisten haben die Rucksäcke bereits zum Tragen abgegeben, bin ich mir noch immer sicher, dass ich das leicht schaffe. Nächster Gipfel – Stellapoint – ich muss mich kurz niedersitzen und dann aber richtig schnell den Rucksack abgeben, da mir die Lippen etwas blau werden und es mir gar nicht mehr gut geht.

 

Doch weiter geht es – wir wollten doch unbedingt den Gipfel rocken!! Okay, rocken ist eindeutig etwas anderes! Sogar zu erschöpft um Fotos zu machen, müssen wir uns nun endgültig hinter der Sonnenbrille verstecken um die Tränen der Freude und Erschöpfung am höchsten Punkt Afrikas, dem höchsten freistehenden Berg der Welt auf 5.895 Höhenmeter, zu kaschieren.

 

Retour am ersten Gipfel, dem Gillmanspoint, muss ich mich dann kurz niederlegen und lass mich am Stein zurückkippen, denn ich möchte nur mehr schlafen, schlafen, schlafen. Im Gedanken stelle ich mir vor wie ich nun nochmals 2.000 Höhenmeter hinunter muss und bringe das unmöglich in die Praxis umgesetzt. „Liegen bleiben und unsichtbar stellen?“ – Keine Chance! Irgendwie und ein Red Bull später (ein Hoch auf Red Bull an dieser Stelle) komme ich nach weiteren acht Stunden, ferngesteuert im überbuchten Hüttendorf an.

 

Nach einer wirklich schlechten Vor-Nacht also ab ins 18-Mann Schlaflager - Ehrlich?! Aber das ist kein Problem, denn jeder, wirklich jeder der Truppe kippt um 19.00 Uhr ins Bett und schläft ohne eine einzige Unterbrechung elf Stunden wie ein Murmeltier durch. Eine großartige, einzigartige Erfahrung im Leben die bestimmt EINmalig bleibt.

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